Die 16. UN-Artenschutzkonferenz in Cali brachte in Bezug auf die vorsorgende und effektive Regulierung der Gentechnik, insbesondere der Gene Drives, leider wenig erfreuliche Ergebnisse.

Die 16. UN-Artenschutzkonferenz in Cali brachte in Bezug auf die vorsorgende und effektive Regulierung der Gentechnik, insbesondere der Gene Drives, leider wenig erfreuliche Ergebnisse.
Die Weltnaturschutz-Konferenz CBD hat sich dramatisch gewandelt, meint Jim Thomas, der als Berater für Save Our Seeds an der Vorbereitung und den Verhandlungen der COP 16 in Cali beteiligt war. Der Weg von der klassischen CBD zur „CBD 4.0“ sei gepflastert mit Techno- und Finanzversprechen einer neuen Generation von neoliberalen Naturgeschäftsleuten.
Am 4. Oktober endete das Regionale Naturschutzforum der Weltnaturschutzunion (IUCN) für Europa, Nord- und Zentralasien im belgischen Brügge. Es diente unter anderem zur Vorbereitung des IUCN-Weltnaturschutzkongresses 2025. Über den Entwurf einer IUCN-Position zum Einsatz von Gentechnik im Naturschutz wurde allerdings nicht diskutiert. Eine verpasste Chance, urteilten Save Our Seeds und die französische Organisation POLLINIS.
Knapp 300.000 EU Bürger:innen fordern in einer Petition die Umweltminister:innen der EU dazu auf, sich bei dem im Dezember geplanten Treffen der UN-Konvention für Artenvielfalt für ein globales Gene Drive Moratorium einzusetzen. Am 31. Mai fand die Übergabe der Unterschriften an die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke in Berlin statt.
Hat Gentechnik einen Platz im Naturschutz? Die gentechnische Veränderung wildlebender Arten wird seit der Entdeckung von Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas als Möglichkeit diskutiert, um gefährdete Arten an den Klimawandel anzupassen oder invasive Arten zu bekämpfen. Am Freitag, den 10.09.2021, stimmte die Weltnaturschutzunion IUCN bei ihrer Mitgliederversammlung dafür, einen 3-jährigen Diskussionsprozess zu dieser Frage einzuleiten.
Das Europäische Parlament hat seine vorsorgeorientierte Haltung gegenüber dem Einsatz von Gene Drive bestätigt. Im Bericht zur EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 fordern die Parlamentarier:innen, dass „im Einklang mit dem Vorsorgeprinzip keine Freisetzungen von gentechnisch veränderten Gene Drive Organismen erlaubt werden sollten, auch nicht zu Naturschutzzwecken.“
Seit dem 1. März 2021 müssen Gene Drive Organismen grundsätzlich in die Sicherheitsstufe 3 von 4 eingestuft werden. Das hat zur Folge, dass vor Beginn jedes Laborexperimentes eine Genehmigung der zuständigen Landesbehörde eingeholt werden muss.
Eine deutliche Mehrheit von Bürger:innen in acht europäischen Ländern lehjnt die Freisetzung von Gene Drives ab. Das ist das Resultat der ersten länderübergreifenden Meinungsumfrage zum Thema Gene Drives, die Save Our Seeds mit verschiedenen Partnern in der EU veröffentlichte.
Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigte, dass die aktuellen EU-Leitlinien zur Risikobewertung von gentechnisch veränderten Insekten zur Bewertung von Gene Drive Insekten nicht ausreichen.
In einem offenen Brief rufen 78 Umwelt-, Agrar-, Tierschutz- und Entwicklungsorganisationen aus ganz Europa die EU-Kommission dazu auf, die Freisetzung sogenannter Gene Drive Organismen in der EU und international zu ächten. Mit Gene Drives können ganze Tierpopulationen in der Natur ausgerottet und umprogrammiert werden.