Berlin, 9. Oktober 2024 – Vergangene Woche endete das Regionaltreffen der Weltnaturschutzunion (IUCN) in Brügge (Belgien), bei dem die umstrittene synthetische Biologie im Kontext des Naturschutzes auf der Tagesordnung stand. Die IUCN entwickelt derzeit eine Position zu diesem Thema.
Leider wurde in Brügge eine entscheidende Chance für einen sinnvollen Dialog über gentechnische Veränderungen von Ökosystemen und wildlebenden Organismen für Naturschutzziele und landwirtschaftliche Zwecke verpasst.
Die Grundlage für diesen Prozess wurde 2021 in Marseille durch die Resolution 123 geschaffen. Die Mitglieder beschlossen dabei die Einrichtung einer ausgewogen besetzten Arbeitsgruppe. Diese sollte eine gleichberechtigte Vertretung von Geschlechtern, Regionen, Meinungen, Ethiken und Wissenssystemen sicherstellen. Zusätzlich führte die IUCN eine „Bürgerversammlung“ mit nur 15 zufällig ausgewählten Mitgliedern durch. Die Organisation beauftragte außerdem das stark voreingenommene „International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology“ (ICGEB) mit Schulungsworkshops und der Moderation dieser Versammlung. Über 80 Nichtregierungsorganisationen kritisierten diesen Schritt im Jahr 2024 und forderten einen Stopp des Prozesses, bis echte Beteiligung, Inklusivität und Transparenz gewährleistet seien.
Nicolas Laarman von POLLINIS, einer Mitgliedsorganisation der IUCN:
Wir sind sehr besorgt über die Einbeziehung des ICGEB in die ‚Bürgerversammlung‘ durch die IUCN, da dies einen klaren Interessenkonflikt darstellt. Die starke Voreingenommenheit des ICGEB und seine engen Verbindungen zur Gentechnikindustrie untergraben die Objektivität, die für eine ausgewogene und transparente Behandlung dieser höchst umstrittenen Thematik unerlässlich ist.
Der finale Positionsentwurf wurde exakt einen Tag nach dem Kongress veröffentlicht. Dieser soll im Oktober 2025 auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN in Abu Dhabi verabschiedet werden. NGOs hatten bereits zum ersten und zweiten Entwurf Rückmeldung gegeben. Nach ihrer Einschätzung gleicht der Entwurf einem „zero impact-Dokument“. Vor allem fehlen klare Verfahren zur Risikobewertung sowie zur Anwendung des Vorsorgeprinzips.
Für eine effektive Naturschutzpolitik zur synthetischen Biologie braucht es jetzt vor allem eines: einen informierten, transparenten und inklusiven Dialog über die gentechnische Manipulation in natürlichen Ökosystemen.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
- Institute for Nature Conservation in Albania, Genti Kromidha –
- Jeunes Volontaires pour l’Environment (JVE), Sena Alouka –
- Nature Canada, Mark Butler –
- Nature Tropicale, Josea S. Doussou Bodjrenou –
- POLLINIS, Joann Sy –
- Save Our Seeds, Naomi Kosmehl –